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Römer 15, 7

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„Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
(Römer 15, 7)

Wäre das nicht schön?

Eine Welt, eine Gemeinde, eine Familie, in der sich Menschen annehmen können, achten und lieben. Das wäre doch ein Stückchen Himmel auf Erden.
Aber die Welt ist nicht so. Gemeinde und Familie auch nicht:
Da gibt es Streit und viel Eigennützigkeit, da wird mit den Ellenbogen gearbeitet und jeder ist sich erstmal selbst der Nächste. Die Welt, das ist oft genug ein höllischer Kampf ums Überleben.
Und wir hätten gleich eine ganze Reihe von Gründen parat, warum die Welt nicht so schön ist, wie sie sein könnte.
Liegt das an den heutigen Zeiten, weil wir alle zu verwöhnt sind, weil alle alles haben wollen? Liegt das an der Jugend, die vor nichts mehr Achtung hat, oder - würde die Jugend vielleicht sagen - liegt das an den Alten, die starr an ihren Gepflogenheiten festhalten wollen?
In unserem Kopf sind so viele Schubladen, so viele Meßlatten, wie ein Mensch zu sein hätte: sein Aussehen, Benehmen, Lebensstil. Das ist das Problem!
Dem Himmel auf Erden stehen wir selbst im Weg, weil wir uns viel zu oft gegenseitig die Hölle heiß machen mit Forderungen, Erwartungen und Ratschlägen.
Leben (ohne Christus) tritt nur für sich selbst ein, muss sich selber dauernd rechtfertigen, ruiniert sich auf Dauer selbst und damit den Nächsten.
Diesen selbstläufigen Motor setzt Christus außer Kraft:
er tritt für uns ein, er rechtfertigt uns, er macht uns wertvoll. Er starb für mich und meine Schuld. Aber er starb auch für die Schuld meines Nächsten.
Er tröstet mich in meinem Versagen. Und er tröstet die, an denen ich schuldig werde. Er liebt mich herzlich, wie ich bin. Aber er liebt genauso auch alle anderen.
In Jesu Augen sind Menschen wertvoll, völlig unabhängig von meinem Urteil. „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“, sagte er zu dem Verbrecher an seiner Seite.
Er begabt uns mit seinem Geist, und das macht uns zur Gemeinschaft. Querbeet durch alle Altersgruppen, durch alles Vermögen oder Unvermögen.
Vor aller Ethik steht also das Evangelium: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.
Das Evangelium macht uns wertvoll, das Evangelium verbindet uns zu Schwestern und Brüdern, es macht frei von persönlichen Zwängen.
Weil ich mich nicht dauernd selbst rechtfertigen muss, weil ich mich nicht dauernd beweisen muss, darum werde ich fähig zur selbstvergessenen Liebe.
Zur Liebe, die nicht dauernd daran denken muss, ob es sich lohnt, ob es gerecht ist...
Jesus Christus hat auch nicht geguckt, ob es sich lohnt, für uns zu sterben, ob es sich lohnt, sich für Menschen einzusetzen.
Und vielleicht können Sie sich ja auch aus Ihrer Lebensgeschichte daran erinnern, wie schön selbstvergessene Liebe sein kann. Wie schön es war, einmal ohne Wenn und Aber geliebt und verehrt, geachtet und angenommen zu werden. Und sei es auch nur für Momente gewesen.
Es geht nicht darum, Konflikte unter den Teppich zu kehren, oder in allen Einzelfragen immer ein Herz und eine Seele zu sein. Es geht nicht darum, dass sich einzelne um des lieben Friedens willen ständig unterordnen.
Sondern es geht darum, dass wir gemeinsam unterwegs sind. Orientiert an dem Handeln Jesu Christi. Der uns angenommen hat, damit auch wir einander annehmen.


Heike Benner