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Hebräer 13,16

In diesem Monat feiern wir „Erntedank", die Kirche ist geschmückt mit Früchten, Brot und Blumen. „Vergesst nicht!" Das Erntedankfest will uns erinnern, dass nichts von dem, was wir haben selbstverständlich ist. Und dass wir eine Verantwortung haben, für das, was uns geschenkt ist.
Wir leben vom Wachstum, das diese Erde ermöglicht. Wir leben von dem Boden, auf dem wir stehen. Wir leben von der Arbeit, der Kraft, dem Fleiß vieler Menschen, die für unsere Lebensmittelversorgung arbeiten.
Und vor allem leben wir von der Güte und Verlässlichkeit Gottes. Nichts von alldem, was wir existenziell zum Leben brauchen, können wir selber machen: keinen einzigen Apfel, keine einzige Kartoffel, keine Sonne, keinen Regen, keine Biene, die bestäubt.
Dabei sind die Gaben in der Kirche nur stellvertretend für all die anderen Gaben, die unser Leben reich machen: das Dach über dem Kopf, die gesundheitliche Versorgung, Familie und Freunde, die Liebe, die man uns schenkt.
Danken ist eine Lebenshaltung. Sie gehört zum Glauben. Danken bedeutet, den Zusammenhang zwischen Gott, den Mitmenschen und uns selbst zu erkennen. Der Dankende weiß sich beschenkt von Gott und seinen Mitmenschen. Danken macht glücklich. Loben und Danken öffnen aber gleichzeitig auch die Augen dafür, wo wir mit dem, was uns geschenkt wurde, gefordert sind:
Denn Danken, Loben und Tun gehören untrennbar zusammen. Dass wir hier geboren sind und nicht am Rande der Sahara – das hat keiner von uns „gemacht". Und dass andere Menschen von Naturkatastrophen heimgesucht werden, haben sie sich nicht ausgesucht und ist meist der Preis, den sie für unsere Umweltsünden zahlen.
Wir werden in die Verantwortung gerufen, zur Menschlichkeit – Mitmenschlichkeit.
Es ist das Doppelgebot der Liebe, das hier anschaulich wird: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und ganzer Seele - und deinen Nächsten wie dich selbst. Mit dem Loben geht das Tun des Guten einher. Aus solchem Denken heraus ist in den ersten Gemeinden die Geldsammlung für die, die in Not sind, entstanden. Das Denken über die eigenen Bedürfnisse hinaus, ein Suchen und Bestreben nach Gerechtigkeit war seit Beginn charakteristisch für das Christentum.
Diese tätigen Konsequenzen des Glaubens sind nach wie vor sicher die materielle Hilfe für andere Menschen, sei es durch Geld- oder Sachspenden, aber auch die Stimme, die wir erheben für Frieden und Gerechtigkeit, und die „Stimmung", die wir verbreiten für Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten und auch für Benachteiligte im eigenen Land.
Erntedankfest – ein Fest gegen die Selbstverständlichkeiten. Ein Fest, das glücklich machen könnte – uns und andere. Wir haben so viele Gründe zum Loben und Danken - Gott und unseren Mitmenschen – und wir haben so vieles zum Teilen.
Danke Herr, für die Ernte dieses Jahres, danke für alle Liebe und Geborgenheit, danke für alle Gaben und Begabungen, danke für alle kleinen und großen Freuden. Schenke uns das Glück, unseren Reichtum zu erkennen und ihn miteinander zu teilen. Amen.

Fast ein Gebet

Wir haben ein Dach
und Brot im Fach
und Wasser im Haus,
da hält man's aus.

Und wir haben es warm
Und haben ein Bett.
O Gott, dass doch jeder
das alles hätt'!

(Reiner Kunze)

Heike Stijohann
(Monatsspruch Oktober 2013)