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Epheser 1, 18

 

Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens,
damit ihr erkennt,
zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.

Epheser 1, 18
Monatspruch April 2010

„Mensch, pass doch mal auf, hast du denn keine Augen im Kopf?"

Das ist ein Satz, der oft gesagt und oft gehört wird, zu den Kindern, zu den Partnern, meist verbunden mit Ärger wegen irgendeiner Unachtsamkeit.

Augen im Kopf haben wir schon: aber oft sind die heillos überfordert mit der Bilderflut, die täglich auf uns einstürmt.

Schlagzeilen, Fernsehsendungen, Werbung, Plakate wollen unseren Blick einfangen und für ihre Zwecke nutzen.

Und weil unsere Augen ständig äußerlich „gefangen" werden, sind wir vielleicht gerade deshalb zunehmend für das Wesentlich blind.

Denn Hin-sehen ist viel mehr, als zu-gucken.

Lassen wir die Bilder überhaupt noch bis ins Herz vordringen?

Ich finde es erschreckend, dass die Zahl der Schaulustigen bei Unglücken steigt, aber immer mehr Menschen hilflos werden, wenn sie helfen könnten. Dass Reporter die Kamera noch bis in den Notarztwagen halten wollen, um bei Unglücken noch das letzte Elend einfangen zu wollen.

Wir reißen die Augen groß auf, wir gaffen - aber gleichzeitig verschließen wir die Augen vor der Not des Nächsten und lassen sie nicht an uns heran.

Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.

Hinsehen meint viel mehr als zugucken.

Antoine de Saint-Exupery hat im Kleinen Prinzen den eindrücklichen Satz geschrieben:

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Erleuchtete Augen des Herzens, um zu erkennen bedeuten für mich, hinter den Bildern aus den Nachrichten und der Zeitung die Not zu sehen und die Angst. Hinter mancher Reklame, den Versuch zu erkennen, uns zu manipulieren und zu verführen.

Erleuchtete Augen des Herzens versuchen zu erkennen, wo Hoffnungslosigkeit herrscht, und wo Hoffnung gebraucht wird.

Sie versuchen zu erkennen, was jetzt jeweils richtig und wichtig wäre, wo wir mit unserem Glauben, unserer Liebe und unserer Hoffnung nötig wären.

Zugucken ist sich passiv berieseln oder berauschen lassen.

Hin-sehen ist aktiv: das was Jesus getan hat.

Hin-sehen und sich anrühren lassen im Innersten - so wie er. Und dann sagen und tun, was Not tut.

Gott gebe euch erleuchtete Augen:

Hin-sehen und erkennen gelingt nicht aus uns heraus. Dafür brauchen wir Ostern: zum Gucken gab es damals eine Hinrichtung - und später das leere Grab.

Erst der Engel hat den Frauen die Augen geöffnet: entsetzt euch nicht, was sucht ihr den Lebenden bei den Toten, und geht hin und erzählt es weiter.

Ostern schenkt Gott uns erleuchtete Augen des Herzens, die mehr sehen dürfen, als nur vor Augen ist. Ostern lässt Gott uns erkennen, dass die alten Mächte besiegt sind, und Ostern beruft Gott uns auch, mit dieser Hoffnung andere anzustecken und ihnen beizustehen.

Heike Stijohann