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Apostelgeschichte 14, 22

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Paulus hatte seine erste Missionsreise beendet. Er konnte viele Menschen vom neuen christlichen Glauben überzeugen. Er war auf dieser Reise nicht allein. Paulus und sein Begleiter Barnabas predigen, gründen Gemeinden – aber sie hatten auch mit Widerständen, Bedrängnissen, Leid zu kämpfen.

In Lystra wurde Paulus fast gesteinigt, auch in Ikonium kamen Paulus und Barnabas knapp mit dem Leben davon, in Antiochien hatte man sie schnell vertrieben. Wie Paulus einst die Christen verfolgte, so wurde er jetzt selbst verfolgt. Seine Peiniger folgten den beiden von Stadt zu Stadt. Solche Verfolgung aber hinderte sie nicht, nochmal in diese Städte zurückzugehen, um die jungen Gemeinden dort zu stärken. Feiglinge waren sie nicht. Sie wussten: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.“ Die Apostel gingen nicht nur einmal in eine Stadt, predigten dort und begeisterten die Menschen für Gottes Wort. Paulus fühlte sich auch weiter für die jungen Gemeinden verantwortlich. Er schrieb nicht nur Briefe, sondern mit Barnabas ging er trotz der Gefahr in die Städte zurück und vertiefte den Glauben der Christen.

Krankheit, Not, Tod und Misserfolge gehören zum Leben. Darunter leiden wir Menschen. Das Leben ist eben nicht nur spaßig, sondern wir alle müssen durch viele Bedrängnisse hindurch. Viele Menschen erleben aber auch, dass böse Erfahrungen nicht das letzte Wort haben – wie bei Jesus: Er wurde verraten, verhaftet, verhört, gefoltert und am Kreuz hingerichtet. Karfreitag ist nicht das Ende, sondern darauf folgt Ostern. Das schenkt uns Hoffnung. Auch wir müssen keine Feiglinge sein. Niemand weiß genau, was die Zukunft noch bringt, wie es am Ende der Zeit weitergeht. Nach Ostern aber dürfen wir hoffen, dass es weitergeht. Das Reich Gottes beginnt schon jetzt. Jesus von Nazareth hat während seines irdischen Lebens Menschen geheilt, Grenzen aufgehoben und Ungereimtheiten beim Namen genannt. Damit hat er schon etwas vom Reich Gottes auf Erden vorweggenommen. Wir sollen und können trotz mancher Bedrängnis etwas von dem umsetzen, was ihm wichtig ist: Würde, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. So entsteht bereits in unserer Gegenwart das Reich Gottes. Paulus gab nicht so schnell auf, tun wir es auch nicht.

Durch viele Bedrängnisse entfaltet sich unsere Seele, so sagen es uns die Dichter. „Durch viele Bedrängnisse...“? Geht es nicht auch anders? Der Glaube ist doch nicht in das Leiden verliebt, er findet seinen Ausdruck doch eher in einer tiefen Freude am Leben. Ich möchte nichts mit einem vielleicht noch religiös überhöhten Masochismus zu tun haben.

„Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“, heißt es im Volksmund. In den USA träumt man immer noch den amerikanischen Traum „vom Tellerwäscher zum Millionär“.

Ist es das, was Paulus uns sagen will: „Beißt die Zähne zusammen, das Leben ist kein Zuckerschlecken, ihr seht es doch an uns!“ Nein, es geht hier nicht um Durchhalteparolen, sondern um Wachsen im Glauben. Der Schmerz kann uns Empfindsamkeit lehren. Wir lernen neue Behutsamkeit im Umgang mit anderen. Bedrängnisse können uns Wege zum Gottvertrauen zeigen. In den Bedrängnissen des Lebens liegt oft ein tiefer Segen verborgen. Im Römerbrief (8,18) geht Paulus noch einen Schritt weiter: „Denn davon bin ich überzeugt, dass die Leiden dieser Zeit nicht der Rede wert sind im Vergleich mit der Herrlichkeit, die Gott uns schenken will.“

Rainer Schling