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Apostelgeschichte 1, 8

Liebe Leser,
„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel?“, so werden die versammelten Jünger im Bericht von der Himmelfahrt Jesu in der Apostelgeschichte von einem Engel gefragt.
Die Aufgaben liegen doch, so könnte man diese Worte verstehen, links und rechts, vorne und hinten. Dort, wo die anderen Menschen sind, jedenfalls. Und diese Aufgaben gilt es verantwortungsbewusst anzupacken.
Doch der Satz der Engel geht weiter: „Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“
Also: Neben all dem Schauen um uns herum lohnt immer wieder auch der Blick nach oben, denn von dort wird Jesus kommen wie er damals von der Erde gegangen ist.
„Da berühren sich Himmel und Erde“, das ist das Motto des diesjährigen Ökumenischen Himmelfahrtsgottesdienstes im Bad Meinberger Kurpark. Menschen werden darin zu Wort kommen, so unsere Hoffnung, die von solchen Geschichten aus ihrem Leben berichten können, in denen sie dies erlebten. Plötzlich ging es anders weiter als befürchtet, unerwartet taten sich Türen auf, die längst verschlossen schienen, Lösungen ergaben sich, die keiner mehr für möglich gehalten hätte.
So ist das, wenn der Himmel die Erde berührt.
Im schwedischen Film „Wie im Himmel“ (2004) ist dies an mehreren Stellen der Fall, immer wieder erlebt man dort diese letztlich unerklärliche, aber doch unendlich befreiende Kraft des Muts aus hoffnungslos Veraltetem aufzubrechen. Welche noch unerforschten und dann doch so erlösenden neuen Möglichkeiten ergeben sich dadurch …
Regisseur Kay Pollak zeigt uns einen erfolgreichen Dirigenten, der in seinem kleinen Heimatdorf neu anfangen möchte. Er wird überredet, den Gemeindechor zu leiten. Bei einem Konzert lässt er Gabriella ein Solo singen. Sie wird, wie die Zuschauerinnen und Zuschauer des Films zuvor erfahren haben, von ihrem Mann unterdrückt und geschlagen. Das Lied, das der Dirigent für sie geschrieben hat, erzählt von ihrer unbeschreiblichen Sehnsucht nach Leben und Freiheit. Und während Gabriella es singt, ist so etwas wie eine lebendige Hoffnung im Film greif- und spürbar. Mit ihrem Gesang öffnet sich für sie und für ihre Zuhörerinnen und Zuhörer für einen kurzen Moment der Himmel, den sie so verzweifelt sucht. Sie schöpft durch und in der Musik Hoffnung, die sich allem widersetzt. Ihr Leben erreicht einen neuen Stand – sie wird zu dem freien und hoffnungsvollen Menschen, von dem sie singt. Die Möglichkeit auf Veränderung, der offene Himmel - sie zeigen sich für einen Moment.
Dass dies manchmal nur ein kurzer Moment ist, das zeigt der Film aber leider auch. Denn nicht sofort ist alles gut, der Weg ist noch ganz schön weit, und das ist bitter. Gabriella wird von ihrem Mann immer wieder geschlagen.
Und doch: Ihr neues Leben hat seinen Anfang genommen, dies lässt sich nicht mehr zurückdrehen oder aufhalten, der Himmel ist offen und Gabriella trägt eine unzerstörbare neue Hoffnung in sich, die sie weiterleben lässt.
„Da berühren sich Himmel und Erde“, dass sie dies im – hoffentlich – schönen Monat Mai erleben, am 5. Mai im Kurpark und ganz persönlich in ihrem Leben, das wünscht Ihnen

Ihr Pastor Matthias Zizelmann
Gemeindebrief Mai 2016