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Konfirmationspredigt vom 3. Mai 2015 (Pastorin Daniela Brinkmann)

Liebe Gemeinde,
liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

ich habe für heute etwas mitgebracht:
Ein Abschleppseil.

Hat jemand  von euch schon mal ein Abschleppseil benutzt? Vermutlich nicht, denn euer Führerschein lässt ja noch ein wenig auf sich warten. Aber bei euren Eltern, den Paten und in der Gemeinde sehe ich schon erste Regungen. Erinnerungen an die letzte Autopanne steigen vorm inneren Auge auf.

Im Falle eines Falles, ist so ein Abschleppseil echt Gold wert. Vorne am liegengebliebenen Wagen befestigt, kann man sich prima beim Vordermann einhaken und sich ziehen lassen. Heraus aus dem Graben. Mit der Kraft eines anderen weiter die Straße entlang.

Wer schon mal ein Auto abgeschleppt hat, der weiß, ganz einfach ist das nicht. Das eigene Auto braucht viel Kraft, um den anderen Wagen zu ziehen. Wir sind nicht so schnell unterwegs wie sonst und müssen auf den Hintermann Rücksicht nehmen. Wir haben also eine echte Last hinten dran.  

Liebe Konfis –
Was ist eigentlich eure Last, die ihr hinter euch herzieht? Was schleppt ihr mit euch rum?

Nun, vermutlich würdet ihr sagen: den Konfiunterricht. Fast 2 Jahre habt ihr diese Last nun hinter euch hergezogen. Seid dienstags nachmittags nach einem langen Schultag ins Gemeindehaus gekommen, habt mehr oder weniger spannende Themen gehört und nervige Jungs bzw. giggelnde Mädchen ertragen. Das war sicher nicht immer einfach.
Und dann auch noch mittendrin eine neue Pfarrerin, die streng und anstrengend war. Bloß gut, dass sie dabei fair geblieben ist und zwischendrin auch mal gechillt war, wie ihr gesagt habt.
Doch da hängen noch mehr Lasten an euch, ob ihr wollt oder nicht. Da sind zum Beispiel eure Familien. Eltern und Geschwister kann man sich nicht aussuchen und auch die können manchmal echt anstrengend sein. Eltern, die scheinbar immer alles besser wissen. Geschwister, die immer und überall mitreden und dabei sein wollen – auch so eine lästige Last.

Aber ihr habt noch etwas im Schlepptau. Etwas, das meist mehr Freude als Last ist. Etwas, das zu euch gehört, das ihr nicht abhängen könnt. Es sind eure Begabungen und Talente. Die sind untrennbar mit euch verbunden. Sie gehören zu euch und das ist auch gut so. Denn manche Dinge gehen euch deshalb leicht von der Hand, sie machen euch Freude und motivieren euch.

Jetzt haben wir lange auf das hintere Ende des Abschleppseils geblickt. Auf das was an euch hängt, was euch belastet. Nun wird es Zeit auch mal nach vorne zu schauen. Das andere Ende des Seils. Wer oder was zieht euch an? Was bringt euch nach vorne?
Was hat euch z.B. dazu motiviert, euch konfirmieren zu lassen?

Einige von euch werden sagen: Die Geschenke.
Und das stimmt, es ist ja auch schön, etwas geschenkt zu bekommen, das motiviert und wirkt anziehend. Mir ging es als Konfirmandin gar nicht anders. Aber für viele von euch ist da doch noch mehr. Gemeinsam mit Freunden etwas unternehmen, Gemeinschaft erleben,  neue Freunde finden. Auch das hat euch angezogen und motiviert.

Doch was ist nach der Konfirmation? Welche Wünsche und Träume treiben euch dann an?
Eine atemberaubende Reise in ein fernes Land? Euer Traumberuf? Oder einfach nur die Aussicht auf einen Platz bei der nächsten Schwedenfreizeit?

Ich weiß es nicht, doch ich bin sicher, dass euch eure Träume und Wünsche auf eurem Weg voranbringen. Sie werden euch beflügeln und euch neue Wege entdecken lassen.

Bei all dem, was euch anzieht und motiviert, ist es aber vor allem einer, der euch durchs Leben zieht. Gott ist der Antrieb, der euer Leben in Bewegung bringt. In sein Abschleppseil könnt ihr euch einklinken. Von ihm könnt ihr euch ziehen lassen.

Das Seil steht dabei symbolisch für den Glauben. Der Verbindung zwischen Himmel und Erde, die wir in unserem Leben spüren, die uns Richtung und Orientierung gibt.

Gott gibt den Weg vor – wenn man so will. Er weiß wohin euer Leben führen soll, was er noch mit euch vorhat. Auf ihn könnt ihr euch verlassen. Denn er meint es gut mit euch. Hakt euch also ruhig ins Abschleppseil Gottes ein und lasst euch von ihm ziehen. Gerade dann, wenn es mal schwierig wird, wenn ihr glaubt, nicht mehr so recht voranzukommen, wenn ihr resigniert – dann zieht er euch heraus. Aus dem Graben der Ausweglosigkeit, aus dem Stillstand und der Resignation. Denn Gott bringt uns und unser Leben immer wieder in Bewegung.

Doch der Glaube verbindet uns nicht nur oben und unten, Mensch und Gott. Nein, diese Verbindung geht auch quer. Denn der Glaube verbindet uns als Christen miteinander. Er ist die einmalige Verbindung, aus der Gemeinschaft wächst.

Auch ihr als Konfigruppe habt diese Verbindung unter euch gespürt. Mal wart ihr dabei die, die sich eingehakt haben. Die von anderen gezogen wurden. Ich denke da zum Beispiel an so manche Jungs in den Gruppenarbeiten. Die sich gerne darauf verlassen haben, dass die Mädels die Aufgaben schon meistern werden.
In anderen Situationen wart ihr dann aber auch die, die andere mitgezogen haben. Die mit ihren Ideen und Begabungen andere angesteckt und mitgerissen haben. Und, liebe Gemeinde, ich kann ihnen sagen, verrückte Ideen und mitreißende Aktionen gab es in dieser Gruppe wirklich mehr als genug.

Dass der Glaube uns miteinander hier in der Gemeinde verbindet, habt ihr Konfis auch schon erlebt: wie froh und stolz die Gemeinde z.B. war, als ihr euren Vorstellungsgottesdienst gemeistert habt – das hat euch sehr beeindruckt.

Ihr habt euch in den letzten 1,5 Jahren in diese Gemeinde eingebracht, habt aktiv am Gemeindeleben teilgenommen und habt euren Platz in der Gemeinde gefunden. In den Gottesdiensten, beim Flötenkreis, im Kindergottesdienst und bei vielem anderen mehr. Ihr habt euch mit eurem Glauben, mit euren Fragen und Ideen in unsere Gemeinschaft eingeklinkt.
 
Heute, am Tag eurer Konfirmation, tut ihr das noch einmal ganz bewusst. Denn ihr sagt Ja zu Gott, Ja zum Glauben, Ja zur Gemeinde. Ihr wollt dazu gehören und bekräftigt das, was eure Eltern bei eurer Taufe für euch entschieden haben: Ihr seid Kinder Gottes und Teil seiner weltweiten Gemeinde.

Doch mit eurer Konfirmation ist euer Weg mit Gott und der Gemeinde längst noch nicht zu Ende. Er geht weiter, denn so ein Glaubensweg, der ist nie zu Ende gegangen. Immer wieder gibt es Neues zu fragen, Neues zu entdecken und zu erleben.

Bei eurer Taufe hat Gott euch versprochen, immer bei euch zu sein. Und dieses Versprechen gilt auch weiter. Denn: Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende der Welt.
Gott ist für euch da. Sein Abschleppseil ist immer griffbereit. Wir können es nicht unbedingt sehen, aber oft können wir es spüren.
Ihr bekommt gleich von uns als Gemeinde so einen kleinen Karabinerhaken geschenkt. Er soll euch daran erinnern, dass Gottes Abschleppseil immer in eurer Nähe ist.
Und mit diesem Karabinerhaken könnt ihr euch, ganz egal wohin euch euer Leben führt und welche Situationen ihr zu meistern habt, immer wieder einklinken. Einklinken in die Gemeinde,
einklinken in den Glauben,
einklinken bei Gott.                            

 Amen.

Daniela Brinkmann
3. Mai 2015