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Was ist Gerechtigkeit?


Auf dem Titelbild zum Weltgebetstag 2017 ist sie dargestellt:
Justitia – die Gerechtigkeit. Eine Frau mit langen wehenden Haaren. In der Hand trägt sie eine Waage mit zwei Waagschalen.
Mit verbundenen Augen hat sie ohne Ansehen der Person zu urteilen. Sie misst nicht mit zweierlei Maß. Ihre Waage muss im Gleichgewicht sein.
Doch auf dem Bild sieht es aus, als ob sich das Band löst – sie sieht mit einem Auge. Und von den beiden Waagschalen ist eine schwerer als die andere.
Das Bild ist auf den Philippinen gemalt. Es lädt ein zum ökumenischen Weltgebetstag. Was ist denn fair – so lautet das Motto. Was ist denn fair? Die Philippinen sind ein reiches Land mit vielen Ressourcen. Aber wie viele Menschen haben etwas davon? Wie viele Frauen werden Opfer von Gewalt und Sextourismus und wie viele arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen?
Ich entdecke meine Kinderfrage: Ist es denn gerecht, dass die einen zu viel haben und die anderen zu wenig?
Was ist Gerechtigkeit?
In unseren Ohren hat das Wort einen etwas barschen und kalten Klang bekommen, weil wir das Wort oft mit Strafe in Verbindung sehen. Das Ungleichgewicht, das durch eine Regelverletzung entsteht, muss durch ein Strafmaß wieder ausgeglichen werden.
In der Bibel klingt das anders. Der Gerechte ist jemand, auf den man sich verlassen kann, der tut, was er sagt. Er setzt sich ein für die, die bedrängt werden. Er hilft ihnen wieder auf die Beine. So verschafft er ihnen Recht. Recht und Gerechtigkeit - das hat in der Bibel immer mit Befreiung zu tun.
Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, das die philippinischen Frauen für ihren Gottesdienst ausgesucht haben, wird die Gerechtigkeit so beschrieben, dass jeder genug zum Leben bekommt.
Genug Arbeit. Genug Auskommen. Genug Wasser. Genug Nahrung. Genug Bildung. Genug Ansehen. Genug Liebe.
Die philippinische Künstlerin hat dieses Leben in Fülle auf ihrem Bild dargestellt und erinnert uns an unsere Aufgabe: „Die Kirche erinnert die Menschen immer wieder, dass Gottes Reich alle willkommen heißt!“
Ich wünsche uns allen in unseren Gemeinden für diese Aufgabe viel Kraft und Beharrlichkeit!

Pastorin Petra Stork
aus der ev. - ref. Kirchengemeinde Horn
Februar 2017