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Psalm 103, 2

 

In einigen Städten und verschiedenen Ländern habe ich sie schon gesehen – Witzeerzähler.
Ihnen geht es nicht nur um Geld, sagen sie – sondern vielmehr um den Humor und die Freude. Einwohnern und Touristen soll „eine Freude gemacht werden und sie wollen selber dabei Freude haben“. Dass ein Witzeerzähler nebenbei auch etwas Geld verdient – manchmal bis zu vierzig Euro am Tag – wird gerne hingenommen. Ziel aber ist es nicht. Der Witzeerzähler auf dem Bild zum Beispiel ist pensioniert und braucht das Geld gar nicht so dringend. Er will das tun, worum es für ihn im Leben geht: Freude haben und Freude machen. Oder umgekehrt: Freude machen und Freude haben?
Woher kommt die Freude im Leben? Muss jemand erst Freude haben, um sie anderen geben zu können? Oder hat jemand erst dann Freude, wenn anderen eine Freude gemacht wird? Diese Fragen klingen für mich so ähnlich wie die Frage: Was war denn zuerst da – das Huhn oder das Ei? Seit langem und immer noch wird über die richtige oder die beste Antwort auf diese Frage diskutiert: Erst das Huhn? Oder erst das Ei? Erst das Freude-machen und dann das Freude-haben? Oder doch umgekehrt? Ich denke, es gibt gute Gründe für jede Antwort. Woher kommt die Freude im Leben? Sie kommt unter anderem oft daher, wie ein Mensch auf das eigene Leben schaut. Wer wenige Erwartungen hat, die und der ist eher zufrieden und froh. Wer viele Ansprüche hat, hat mehr zu tun und kann weniger zur Ruhe finden. Freude hat etwas mit meiner Einstellung zum Leben zu tun. Ich will mich erfreuen an dem, was ich habe. Ich will nicht immer nur darüber nachdenken, was mir alles fehlt. Sondern lieber genauer auf das schauen, was da ist und was mir gehört – was Gott mir gegeben hat. Ich will auch nicht immer vergleichen mit dem, was andere haben – sondern möglichst dankbar auf das sehen, was ich selber habe.
Die Aufforderung zu dieser Sichtweise auf das eigene Leben drückt Psalm 103 in Vers 2 aus: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
Ich will nicht viel mehr begehren und verlangen als das, was da ist. Zu viel Wollen erstickt die Freude an dem, was ist. Zu viel Wollen macht freudlos. Schließlich kommt Freude dann auch daher, dass ich so dankbar werde für das, was ich selber habe – dass ich anderen etwas davon abgebe. Abgeben macht froh – andere Menschen und mich selber.
„Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König.“ Ein kleiner Kanon, der gerne gesungen wird. Der Mann auf dem Bild will Menschen und sich selber eine Freude machen und erzählt Witze. Ich bin davon überzeugt: Jede und jeder von uns Menschen hat Möglichkeiten, froh zu machen und froh zu sein – in welcher Reihenfolge auch immer.
Ich persönlich werde froh in der Nähe von Menschen, die wenig oder gar nicht jammern. Sie finden längst nicht alles gut – aber sie haben nicht dieses freudlose Jammern an fast allem und Meckern über fast alles. Ich werde froh in der Nähe von Menschen, die Vertrauen haben zu anderen Menschen und Vertrauen zu Gott. Diese Menschen strahlen etwas aus, was wenig oder gar nichts mit Besitz und allerlei Ansprüchen zu tun hat. Ich werde froh in der Nähe von Menschen, die eine gewisse Leichtigkeit erlangt haben gegenüber dem Leben und über sich selber und ihre Fehler lachen können. Ich werde froh in der Nähe von Menschen, die nicht nur Interesse haben an sich – sondern auch an mir.
In ihnen spüre ich Gottes Nähe und Fürsorge. Solche Menschen machen mich froh – und Fröhlichkeit und Freude wünsche ich auch Ihnen und Euch in dieser Sommerzeit.

Irmela Lutterjohann-Zizelmann
Juni 2019