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Klagelieder 3, 25

Klagelieder 3,25

Harren, geduldig sein, hoffen, - das ist keine leichte Lebenshaltung. Der Mensch, der so von Gott redet, hat einen weiten Weg hinter sich. Zwei Kriege musste er miterleben. Seine Geduld und Hoffnung sind auf eine schwere Probe gestellt worden. Zweimal in nur zehn Jahren wurde Jerusalem angegriffen. 597 und 587 vor Christi Geburt schlugen Nebukadnezars Truppen zu und machten Jerusalem dem Erdboden gleich. Kein Stein blieb auf dem anderen. Nicht einmal vor dem Tempel machten die Angreifer halt. Alles lag in Schutt und Asche. Der König mit seiner Familie, die Priester und Handwerker wurden nach Babylon verschleppt. Keiner wusste, ob er seine Angehörigen je wieder sehen würde. War die Tempelruine ein Zeichen dafür, dass Gott seine Hände nicht mehr über die Stadt und seine Menschen hielt? War Gott nicht mehr auf ihrer Seite?
Es heißt: Not lehrt beten. Die Erfahrung aber sagt, dass Menschen in der Not häufiger gegen die Angst singen als beten. Dann kommen ihnen Hoffnungslieder über die Lippen, die sich der Seele in guten Zeiten einprägten. Vor Jahren schon erzählte mir eine alte Frau davon. Auf der Flucht aus Ostpreußen hatte sie mit ihren Kindern Zuflucht in Feldscheunen gefunden. Aneinander gekauert sang die Mutter für ihre Kinder: „Lobe den Herrn, o meine Seele! Ich will ihn loben bis in' Tod; weil ich noch Stunden auf Erden zähle, will ich lobsingen meinem Gott." (EG 303,1)
Der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt. Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen.
Auch unser Monatsspruch ist Teil eines Liedes. Die Menschen singen es harrend, geduldig und hoffend. Während sie es singen ändert sich nicht ihre Not, aber die Sichtweise darauf: „Der Tempel ist zerstört – aber wir leben. Wir haben diese schrecklichen Kriege und die Verfolgung überlebt. Wir sind nicht verschleppt worden. Wir haben zu essen und zu trinken, wir haben trotz allem noch eine Zuflucht und wir werden die Stadt wieder aufbauen. Gott ist da und hält seine Hände über uns."
Der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt. Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen.
Es ist ein altes Lied von der Treue Gottes. Solche Lieder machen nicht blind für die Wirklichkeit. Sie lassen uns die Welt sehen, wie sie ist, und zugleich erkennen: Das Schwere und Schlimme ist immer nur die halbe Wahrheit. Am Ende siegt das Leben. Weil Gott seine Hände über uns hält. Immer und überall.
Einen goldenen Oktober wünscht Ihnen, auch im Namen von Pn. Stijohann, Iris Opitz-Hollburg

Monatsspruch Oktober 2012