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Josua 1, 5b

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Jahreslosung 2006

Es war imitten von Armut in einer kleinen jüdischen Stadt in Osteuropa. Ein kleiner Junge stieg auf das Dach einer Scheune und warf mit voller Wucht Kieselsteine gegen den Himmel. Er hoffte, Gott würde verärgert eine Klappe am Himmel öffnen und böse auf ihn herabblicken. Aber dann würde er Gott Vorwürfe machen, weil er noch immer den Messias, das Heil zurückhielte, obwohl doch alles in dem kleinen jüdischen Städtchen im Osten Europas so schlecht ging, dass es kaum noch lange auszuhalten wäre.

Dieser Steinewerfer gegen den Himmel glaubte an einen nahen, alles Leben begleitenden Gott. Für ihn ist Gott weniger als ein Steinwurf weit entfernt.

Das Jahr 2005 war ein Jahr mit politischen Stillständen, auch mit schmerzlichen Veränderungen in den Kirchengemeinden. Z.B. sind durch die Sparmaßnahmen viele Mitarbeiter verunsichert. Die Zukunft erscheint uns ungewiß.

Gott hat dieses Wort - die Jahreslosung 2006 - zuerst dem Josua, dem Nachfolger von Mose, seinen bisherigen Diener, nachdem Mose gestorben war, zugesprochen. Josua steht mit dem Volk am Jordan. Hinter ihnen liegt die Wüstenzeit, 40 Jahre des Wartens, der Irrwege, des Suchens. Josua soll mit dem Volk über den Jordan gehen. Nach all den Jahren, jetzt ist es soweit, Josua soll mit dem Volk Neuland betreten, mutige Schritte soll er wagen. Er zögert, will nicht über den Jordan ins unbekannte Kanaan. Da wird er ermutigt: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“

„Jemanden über den Jordan zu schicken!“ - ist sprichwörtlich geworden. Über welchen Jordan werden wir 2006 gehen müssen - politisch, kirchlich , privat? Beim Volk Israel war damals am Jordan eine Epoche - die Wüstenzeit - zu Ende, etwas Neues begann. Ich weiß nicht, was 2006 auf uns wartet, aber haben Sie nicht auch das Gefühl, etwas Neues muss kommen? So, wie es lange Jahre war, geht es nicht weiter. Dieses Neue sollte uns keine Angst machen, mutig dürfen wir voran schreiten mit dem Wissen, Gott ist in unserer Nähe, der Gott, der uns nicht nur seine Nähe verheißt, sondern vor allem seine Hilfe verspricht: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ Nur wer sich auf den Weg macht, wird die Hilfe Gottes erfahren. Die Not und Verzweiflung kann so groß sein, dass nur eine Möglichkeit bleibt, nämlich Kieselsteine gegen den Himmel zu schleudern. Ich stelle mir vor, Gott hätte eine Himmelsklappe geöffnet und hätte dem Jungen gesagt: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ Dem Jungen wäre nichts anderes übrig geblieben als das Scheunendach zu verlassen und gemeinsam mit den Einwohnern der kleinen Stadt Wege aus der Not zu suchen.

Die Jahreslosung ist eine gute Botschaft für das Jahr 2006. Die Gefahr, dass wir bei unseren kleinen unbeholfenen Schritten - von großen Sprüngen will ich gar nicht reden - stolpern und fallen, ist weiter gegeben. Wer sich für eine gute Sache einsetzt, wird auch oft einsam, da sind zu viele Neider. „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel“, so sagen wir dann betrübt. Wenn es im kommenden Jahr anders kommt, als wir es gedacht und gewünscht haben, oder wenn wir etwas falsch gemacht haben - leider weiß man das immer erst in der Rückschau, oder wenn wir nicht vorangekommen sind, wie wir es uns erhofft haben, dann sollten wir uns an die Jahreslosung erinnern.

Auf dem Bild sehen wir Spielsteine, Josua und das Volk, Josua hat eine große Aufgabe, aber er ist nicht allein. Auch wir sind bei allem nicht allein, auch um uns sind immer Menschen, die uns stützen, helfen, die aber auch unsere Hilfe brauchen.

Rainer Schling