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Jesaja 66, 13 (Jahreslosung 2016)

Eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit ist die Advents- und Weihnachtszeit vielleicht schon lange nicht mehr. Immer früher, so hat man zumindest den Eindruck, beginnt der Verkauf von Plätzchen und Lebkuchen in den Supermärkten. Längst haben Weihnachtsartikel die Regale erobert. Hektik und Stress allüberall, Basteln und Werken, Weihnachtsfeiern und die bedrängende Frage: „Hast du auch wirklich alle Geschenke besorgt?“, sie begleiten uns in diesen Tagen.
Doch, so geht es zumindest mir, all das kann nicht die zumindest in Momenten vorhandene Erfahrung des Glücks und des Friedens von Weihnachten zerstören, das Gefühl der Wärme und der Geborgenheit, des Lichts aus der Höhe, das auch in meine Welt scheint. In gemütlichen Stunden geht mir das so, oder beim Backen von Plätzchen, am allermeisten beim Hören und Singen von Liedern, in besinnlichen Stunden, wenn eine Kerze Gemütlichkeit gibt.
„O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, …“, so heißt eines der bekannten Adventslieder, die in diesen Tagen gesungen werden, entstanden mitten im Dreißigjährigen Krieg. Und deshalb auch keine betuliche Weihnachtswelt, die Friedrich Spee da besingt, sondern die harte Realität der „dunklen Zeiten“ im Leben. Verbunden ist das Leiden an und in der Welt mit der intensiven Bitte um Gottes Kommen, um sein Eingreifen. Die „dunkle Jahreszeit“, die begleitet uns nun schon einige Zeit. Und manche haben Angst davor. Auch vor den Tagen, die in dieser Zeit liegen: Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Ewigkeits- oder Totensonntag – sie alle wecken Erinnerungen, sie alle lassen an die Erfahrungen von Dunkelheit im Leben denken. Eine düstere und schwere Zeit.
Doch immer wieder unterbrochen, diese „dunkle Zeit“, die an die Wüstenzeiten des Lebens denken lässt, von „Lichtblicken“, Gedenktagen und Festen, die das Dunkel der Nacht durchbrechen. Zum Glück, denn an diesen erfüllt sich gleichsam die Bitte des Adventsliedes: „O Heiland, reiß die Himmel auf, …“, da kommt ein Stück des himmlischen Glanzes schon jetzt in unsere dunkle Welt. Die Laternenumzüge zum Martinstag sind solche „Lichtblicke“ in dunklen Tagen. Die Hilfe des Martin von Tours für den armen Bettler am Wegesrand, das Teilen des Mantels – wie nötig haben wir solche Gesten der Mitmenschlichkeit auch in unseren Tagen! Wie hell wird es unter Menschen, wenn solche gegenseitige Hilfe und Unterstützung geschieht. Und, wie kalt und unmenschlich bleibt es, wo dies verweigert wird.
Die Adventssonntage gehören außerdem dazu, schließlich als Höhepunkt das Weihnachtsfest.
„Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt“, so dichtet Jochen Klepper, auch ein Zeuge schlimmer Zeiten, diesmal der Zeiten der nationalsozialistischen Diktatur und Verfolgung in Deutschland. Eine gute Zusammenfassung dessen, was wir an Weihnachten feiern, die ihm gelingt, selbst von Düsternis umgeben. Gott kommt hinein in unsere Verhältnisse, er kommt in unsere Welt, auch in ihr Dunkel, in unser Dunkel, um zu erhellen, was er vorfindet. So lässt es sich leben – gelassen und fröhlich.
An den Hirten sehen wir dies, an den Sterndeutern – den Menschen der Weihnachtsgeschichte - und hoffentlich auch ein wenig an uns. Die Ärmsten der Armen, die Hirten, gehen fröhlich davon, nun als sie das Kind im Stall von Bethlehem gefunden haben. Die Weisen kehren anders, als sie losgezogen sind, von ihrer langen Wanderung, geführt vom Stern, zurück.
Und wir? Wir gehen, nach einer Zeit der Dunkelheit, die doch auch voller „Lichtblicke“ war, hinein in das neue Jahr 2016, das wir nicht überblicken können. Vieles wird kommen, was wir noch nicht wissen können – Schönes und leider auch Trauriges. Dunkel bleibt noch Vieles, was auf uns zukommt. Doch erwartet werden wir gleichsam von einem Versprechen, wieder ein „Lichtblick“, der mutig und entschlossen vorangehen lässt, unsere Jahreslosung für das Jahr 2016:
„Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Dass Sie dies erleben, dass Ihnen „Lichtblicke“ geschenkt werden, dass wir sie aber auch selbst schenken können, in der Advents- und Weihnachtszeit, aber auch das ganze neue Jahr hindurch, das wünscht Ihnen

Ihr Pastor Matthias Zizelmann
(Dezember 2015)