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Jesaja 40, 8

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Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.
Jesaja. 40, 8


Im trockenen Sommer konnten wir sehen, wie Gras verdorrt und Blumen schnell verwelken. Jetzt im November werden wir aufgefordert über Tod und Sterben nachzudenken. Wir können das am Buß- und Bettag, Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag in Gottesdiensten gemeinsam tun.

Die Bäume und Sträucher stehen bald kahl und schwarz vor einem grauen Himmel. Das Laub liegt welk und nass auf dem Boden und zerfällt. Die Natur legt sich schlafen. Ob ich will oder nicht, Gedanken um Tod und Vergehen sind mir jetzt viel näher als die Gedanken um Blüte, Frucht und Leben. Alles Werden muß vergehen. Auch wir Menschen kommen auf die Welt um zu sterben. Einige Menschen verdrängen die trüben Gedanken im November. Sie trösten sich mit dem Gedanken: „Der nächste Frühling kommt bestimmt!“

Trotzdem, unser Leben ist begrenzt.

Und wenn wir unsere Beziehungen zu den Menschen bedenken, ist auch hier Vergänglichkeit. Wir kommen uns nah und trennen uns wieder. Kurz war der gemeinsame Weg. Ein paar Schritte zusammen, ein paar Jahre vielleicht, dann wieder Auseinandergehen, Entfernen, Vergessen. Und selbst wo wir bleiben: Die Wärme des Anfangs verliert sich. Gefühle kühlen sich ab und verlöschen. Alles was wird, stirbt auch wieder. Wie das Gras. Wie die Blume. Das sind typische Novembergedanken.

Aber auch in diesem Vergehen ist uns das große Geschenk Gottes gegeben: Sein Wort, mit dem er uns anspricht!

Sein Wort allein ist ewig! Aus ihm ist die Welt hervorgegangen. Es hat die Dinge gemacht, die Tiere und die Menschen. Es besteht seit den Tagen der Schöpfung und ist nicht vergangen. Die Gliederung im Schöpfungsbericht ist majestätisch einfach: „Und er sprach und es geschah so und siehe, es war sehr gut!“ Sein Wort hält auch heute noch alles am Leben, schafft auch heute noch. Es hat die junge Kraft des Anfangs, an jedem Morgen neu!

Der Monatsspruch ist von dem sogenannten Zweiten Jesaja in der Zeit des Exils um 550 vor Christus einer kleinen jüdischen Gemeinde zugesprochen worden. Es war nicht möglich rituelle und traditionelle Feiern zu begehen. Die großen Opfergottesdienste im Tempel in Jerusalem waren Vergangenheit. In der babylonischen Gefangenschaft besann man sich auf die Thora. Hier im Exil an den Wassern Babylons liegt eine der Wurzeln der Wortgottesdienste. Auf diesem Hintergrund verstehen wir den beschwörenden Zuspruch Deuterojesajas „..., doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.“

Der Prophet tröstet, rüttelt auf, seine Sprache ist „erweckend“.

Der Monatsspruch beginnt mit einer Klage, die so allgemein ist, dass auch wir sofort zustimmen können. Alles ist vergänglich, alles vergeht, so wie das Gras verdorrt und die Blume verwelkt. Das Vergehen ist unaufhaltsam. Diese Erkenntnis will mich in tiefste Resignation und Verzweiflung treiben. Aber der zweite Teil des Verses ist eine Verheißung, die auch heute noch Gültigkeit hat.

Mir fiel dazu ein Wortspiel ein von dem Liedermacher Peter Janssens. Er hat in den siebziger Jahren einen Liederzyklus herausgegeben mit dem Titel: „Uns allen blüht der Tod“. Blühen und Tod sind Gegensätze . Zusammen passen sie erst, wenn er am Schluss von der Auferstehungshoffnung spricht: „Uns allen blüht das Leben.“ Beides gilt.

Das Wort unseres Gottes, die Botschaft von der Liebe Gottes in Jesus Christus bleibt für immer - ewiglich. Darum blüht uns das Leben - daran dürfen wir uns halten, gerade dann, wenn Tod und Vergänglichkeit uns nicht mehr loslassen wollen.

Rainer Schling