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Hosea 12, 7

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So bekehre dich nun zu deinem Gott,
halte fest an Barmherzigkeit und Recht
und hoffe stets auf deinen Gott!

Hosea 12, 7
Monatsspruch Juli 2010

 

Der Prophet Hosea lebte im Nordreich Israel zwischen 750 und 725 vor Christus. Zur gleichen Zeit wirkte dort auch der Prophet Amos. Einer der Könige jener Zeit war Hiskia.
Hosea verkündigte den Untergang des Nordreichs.
Der Prophet führte eine unglückliche Ehe. Seine Frau betrog ihn immer wieder und er konnte trotzdem nicht von ihr lassen. Die Untreue seiner Geliebten nahm Hosea als Beispiel für die Untreue Israels gegenüber Gott. Viele Israeliten ließen sich auf den heidnischen Baalskult ein. So wie er litt in seiner Ehe, so litt Gott an der Untreue seines Volkes. Auf diesem Hintergrund bekommt der Monatsspruch für Juli einen ganz anderen Klang. Es ist ein verzweifelter letzter Appell an die Abtrünnigen:
„So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!"
Umkehr ist möglich. Abkehr von einem oberflächlichen gottlosen Leben ist möglich.Das gilt auch heute. Aber wie geht das? Es ist nich so schwer, es werden hier keine frommen Bußübungen verlangt, keine Opfer sollen dargebracht werden wie damals an den Altären der Baale. Ganz nüchtern, ganz schlicht wird von unserem Zusammenleben gesprochen. Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, Vergebung, Menschenfreundlichkeit sollen unser Leben prägen. Wenn ich mich zu Gott hinwende, „bekehre", dann entdecke ich die „Barmherzigkeit" in meinem Lebensalltag wieder und die Gebote Gottes sind keine Last, sondern eine Befreiung. Bekehrung ist nicht so sehr eine Herzensangelegenheit, die sich nur in meinen Gedanken abspielt. Der gute Gedanke wird vielmehr zur Tat.
In den Katastrophengebieten an Oder und Weichsel, wo die Deiche brechen und die Wassermassen die Menschen in große Not stürzen, da verlassen viele nicht ihre Häuser, weil sie Angst vor Plünderern haben. Es gibt aber auch viele Menschen, die zupacken, helfen, sich einreihen in die lange Kette der Helfer. Barmherzigkeit ist vor allem, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt tun. Aber wer kann schon von sich behaupten, dass das auf ihn zutrifft. Mein Leben besteht auch aus vielen verpassten Gelegenheiten. Darum finde ich den Schluss des Monatsspruches wichtig und tröstlich. Ich kann die Barmherzigkeit, von der Hosea spricht, nicht aktiv machen. Ich darf aber darauf hoffen. Ich darf Gott immer wieder um sie bitten.
Ich darf noch am tiefsten Punkt meines Lebens auf Gottes Barmherzigkeit hoffen. Der Prophet meint sogar: „Hoffe stets auf deinen Gott!" Umkehr zu Gott bedeutet nicht nur, sich bei Gott zu entschuldigen für ein verfehltes Leben, sondern mehr noch auf seine Gnade hoffen. Und die Barmherzigkeit, die ich dann an mir selbst erfahre, darf ich in meinem Alltag leben.
Sich bekehren, festhalten und hoffen gehören zusammen. Festhalten an der Barmherzigkeit wird dann gelebt in der tätigen Nächstenliebe mit großer Toleranz.
„So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!"
In schwieriger werdenden Zeiten begleite uns der Wunsch Hoseas und gebe uns Orientierung!

Rainer Schling