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Exodus 15, 2

 

„Meine Stärke und mein Lied ist der Herr,
er ist für mich zum Retter geworden.“

Exodus 15, 2


Mirjam, die Prophetin und Schwester von Mose und Aaron, war die Erste, die es über die Lippen brachte: „Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden.“ Nach einer erfolgreichen Flucht vor der bedrückenden Übermacht der Ägypter und einem vorläufigen glücklichen Ende, will die Rettung gefeiert werden! „Gott ist meine Stärke und mein Lied“, Mirjam findet im Lied Worte und Töne, die durch sie hindurch und über sie hinausgehen. Und die Frauen haben dazu getanzt, den Rhythmus gestampft, in die Hände geklatscht. „Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden.“ Ein Loblied voll Triumph, mit Wildheit und Siegesgefühl, und auch ein bisschen mit Spott und Hohn über die ägyptischen Soldaten, die im Sumpf des Roten Meeres untergegangen waren: „Ross und Reiter warf er ins Meer!“ Die Israeliten sangen und tanzten sich ihre Befreiung und ihre Dankbarkeit aus ihren Herzen heraus. Und bis heute ist diese Gotteserfahrung die Grundlage, die Grundmelodie des jüdischen Glaubens.
Seit Jahrtausenden empfinden unzählige Menschen nach Mirjam Freude und Glück. Sie leben auf, fühlen sich geliebt und geborgen. Und aus dieser Gewissheit heraus können sie einstimmen in das Lied des Dankes an Gott, den Retter und Bewahrer ihres Lebens.
Gerade hat Israel seinen 60. Jahrestag gefeiert, tausende von Menschen drängten sich am Vorabend des Nationalfeiertages auf dem Jerusalemer Zionsplatz, um zu tanzen und zu feiern, und um von ihrer Freiheit zu singen!
Und wir ...? Ach, schön wäre es ja, höre ich uns leise seufzen. Könnte ich doch so singen und jubeln. Meist aber ist mir danach kaum zu Mute. Ich muss eher hadern und klagen und oft verschlägt es mir auch die Sprache und ich bleibe stumm. Es gibt so viel Leid und Schmerzen in meinem Leben und soviel Angst und Tod in unserer Welt. Erschreckend sind die Nachrichten, die in den letzten Wochen allabendlich zu sehen waren: 80 000 Tote, über eine Million Obdachlose in Myanmar, ausgelöst wieder einmal durch eine entsetzliche Sturmkatastrophe - wie kann ich da noch singen?!
Der Reformator Martin Luther, der selbst viele Lieder gedichtet und vertont hat, sagte über die Musik: „Sie macht die Gläubigen kräftiger, die Traurigen fröhlich und die Verzagten herzhaft; sie hilft, die Hoffärtigen demütig zu machen und den Hass zu dämpfen. Der Heilige Geist ehrt selbst diese edle Kunst als seines Amtes Werkzeug. Nur die Musik verdient, als Herrin und Regentin der Empfindungen unseres Herzens gepriesen zu werden. Wir wissen, dass sie den Teufeln verhasst und unerträglich ist. Mein Herz fließt über beim Hören der Musik, die mich oft so erfrischt und von schweren Ängsten befreit hat ...“
Gott ist meine Stärke und mein Lied, und das gilt auch, wenn uns große und kleine Sorgen oder Nöte hilflos machen. Gott ist meine Stärke und mein Lied, das gilt auch, wenn mir das Wasser bis zum Hals steht und wir das rettende Ufer noch nicht erreicht haben. Gott ist mein Lied, vielleicht nicht immer mit eigener Stimme oder mit eigenen Worten. Aber wie die Beter vor mir kann ich mir aus dem Schatz der Psalmen Klagen, Bitten und Flehen leihen und sie vor Gott bringen, er wird mich erretten.
Die Prophetin Mirjam konnte damals zur Ehre Gottes singen und tanzen. Sie konnte glauben: „Gott ist mein Loblied, er ward mir zur Rettung und zum Heil. Ihn will ich loben und preisen.“ Vielleicht kommt auch uns das ein oder andere Mal ein „Halleluja“ über die Lippen. „Lobet den Herrn“.