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1. Könige 8, 57

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Diese Verse sind Teil des Gebetes des Salomo bei der Einweihung des Tempels. Salomo blickt dankbar zurück. Der Herr hatte das Volk in das Land geführt, er hatte ihm Ruhe gegeben vor seinen Feinden und er hatte es gesegnet. Und das trotz all der Verfehlungen und Abkehrungen unterwegs.

Betend hält Salomo nun inne: mit dem dankbaren Blick zurück verbindet er die Bitte für die Zukunft.

Herr, du warst mit uns, du bist mit uns, bleibe bei uns: verlasse uns nicht und verstoße uns nicht.

Denn so unwandelbar Gottes Zusage für sein Volk ist, so nötig ist sie auch bei der Wankelmütigkeit der Menschen. Denn selbst, wenn wir nur das Gute wollten – es würde uns nicht gelingen. Wir werden immer wieder Fehler machen, mit aber auch ohne Absicht, wir werden andere Menschen verletzen, wir werden unserer Welt und Umwelt nicht gerecht.

Beten, das heißt, nicht einfach immer nur genauso weitermachen, sondern innehalten – dankbar zurück und bittend nach vorne blicken. Das kann - so wie bei Salomo - an wichtigen Stationen im Leben der Gemeinde oder des einzelnen geschehen, z. B. an besonderen Festen, bei Trauung und Konfirmation, beim Jahreswechsel. Beten, innehalten, dankbar zurück und bittend nach vorne blicken, das geschieht aber auch jeden Sonntag, zu Beginn einer neuen Woche.

So zu beten kann aber auch zur täglichen Übung werden, die den Alltag sinnvoll unterbricht:

Zurückschauen auf den vergangenen Tag, sich erinnern lassen an Gottes Treue, an all das Gute, das mir bisher begegnet ist. Sich darüber freuen und dafür danken.

Und sich gleichzeitig zu besinnen, auf all das, was schief gegangen ist, was nicht richtig war. Denn nur, wenn ich das Bewusstsein auch dafür wach halte, habe ich die Chance, umzukehren, um Vergebung bitten und dann vertrauensvoll neue Wege zu gehen.

Denn gehen können wir unsere Wege nur nach vorne – verstehen können wir sie nur im Rückblick.

Gott hat mich und all die Menschen um mich herum an ihren je eigenen Ort gestellt. Er war schon mit unseren Vorfahren, er hat uns in schwierigem bewahrt, er hat unsere Wege bis hierher geleitet.


Darum wollen wir ihn auch im Hinblick auf unsere Zukunft, die unseren Blicken ja noch verborgen bleibt bitten:

Er verlasse uns nicht und verstoße uns nicht.

Denn auch wir sind nicht besser als unsere Väter und es ist reine Gnade, wenn unser Leben gelingt und Früchte trägt.

Aber in diesem Vertrauen, dass Gott Leben begleitet, Schuld vergibt und an seinen Zusagen festhält, lässt sich Zukunft hoffnungsvoll gestalten.


Vertraut den neuen Wegen,
auf die der Herr uns weist,
weil Leben heißt: sich regen,
weil Leben wandern heißt.
Seit leuchtend Gottes Bogen
am hohen Himmel stand,
sind Menschen ausgezogen
in das gelobte Land.


Vertraut den neuen Wegen
und wandert in die Zeit!
Gott will, daß ihr ein Segen
für seine Erde seid.
Der uns in frühen Zeiten
das Leben eingehaucht,
der wird uns dahin leiten,
wo er uns will
und braucht.

Heike Stijohann