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Evangelisch - reformierte Kirchengemeinde Bad Meinberg

Der Kirchhof

Alte Grabsteine sind rund um die Kirche aufgestellt. Sie erinnern daran, dass früher man die Toten vielerorts auf dem Kirchhof bestattete , also rund um die Kirche. So auch in Meinberg bis 1889.

Die alten Grabsteine auf dem Kirchhof

Im Geistlichen Kataster von 1829, so nannte man damals das amtliche Verzeichnis über Grundbesitz und Berechtigungen von Kirche und Pfarre, findet sich folgender Eintrag:
Der Kirchhof ist mit einer Mauer umgeben und zugleich Todtenhof. Er enthält 710 Grabstellen. Die Beerdigung ist gestattet nur in Reihengräbern“.
Mit zunehmender Einwohnerzahl des Kurortes Meinberg reichten die Begräbnisplätze auf dem Kirchhof nicht mehr aus. Auch die Erweiterung der zu klein gewordenen einschiffigen Kirche durch den Anbau eines Seitenflügels nahm außerdem weiteren Platz in Anspruch. Es musste dringend ein neuer Friedhof geplant werden. Ein geeignetes Landstück für eine Neuanlage bot sich auf dem bisher landwirtschaftlich genutzten Pfarrkamp, dort, wo sich heute noch der Friedhof befindet.
Und so lautete die Fortschreibung im „Geistlichen Kataster“:
Die Kirche hat 1889 von der Pfarre zur Anlage eines neuen Totenhofes eine Grundstücksfläche zu einer Parzellengröße von 0,5366 Hektar angekauft“. (Nach Erweiterungen hat der Friedhof heute eine Größe von 2,0901 Hektar)
Auf dem alten Totenhof durften abgelaufene Gräber nicht wieder belegt werden. Nach den Bestimmungen der neuen Bestattungsreform von 1876 sollten Beerdigungen innerhalb bebauter Ortslagen möglichst nicht mehr zugelassen werden.
Die Kirchengemeinde hatte jetzt zwei Friedhöfe zu unterhalten. Dazu heißt es in einem Protokoll aus dem Jahre 1910:
Wegen der schlechten Finanzverhältnisse der Kirche werden die Anlagen auf dem alten Totenhofe, die von Gärtner Vogt auf 263,50 Mark veranschlagt sind, bis zum Herbst des Jahres verschoben“.
Es ist anzunehmen, dass die erhaltenen und hier vorhandenen Grabsteine in diesem Herbst dort ihren neuen Platz gefunden haben wo sie heute noch stehen, nämlich in der Grünbepflanzung an der Kirchhofsmauer und in der Rasenfläche um die Kirche.

 

Grabstein von 1713

 

Darunter befinden sich drei kleine unscheinbare Steine aus dem frühen 18. Jahrhundert, wahrscheinlich die ältesten, in die nur ganz schlicht der Name des Verstorbenen und das Sterbejahr eingemeißelt sind. ( 1713)

 

Grabstein Flamkamp

Dagegen zeugt ein anderer großer Doppelgrabstein aus dem Jahre 1718 vor dem östlichen Kirchengiebel von der damaligen handwerklichen Steinmetzkunst und der Friedhofskultur. In acht Zeilen erhaben eingehauener Schrift sind die Namen des Verstorbenen und seiner zwei Frauen zu lesen: „Hier ruht Johan Georg Flamkamp mit seinen zwei Frauen Elisabet Henrichmeiers und Catrina Elisabet Achmeiers“,
dazu weitere schwer zu entziffernde persönliche Daten.

 

Grabstein Rhode

Ein anderer über zweihundert Jahre alter und schön verzierter Grabstein gibt in noch gut lesbarer Schrift Auskunft über eine Frau Charlotte Angelia Rohde, geb. Schulz aus Woserin in „Meeklenburg Schwerin,“ die1790 im Alter von 42 Jahren hier begraben wurde. Leider ist dieser Stein vor Jahren mutwillig beschädigt worden.

 

Grabstein Koppelaw

Am Hauptweg steht ein besonderes Grabdenkmal. In dem wuchtigen kubischen Sockel ist ein Familienwappen eingemeißelt. Der verzierte kapselförmige Aufsatz trägt nur den Familiennamen des Verstorbenen „B.E.A. von Koppelaw“ und die Jahreszahl „1787“. - Das Sterberegister gibt darüber Auskunft, dass es sich um einen „Oberst Lieutenant vom Herzoglichen Braunschweigischen Leibregiment“ handelt, der am 27. März 1787 als Mittfünfziger verstorben ist.

 

Grabstein Saefe

Unter einem Baum nahe dem Eingangstor steht eine etwa 2,50 Meter hohe Stele mit einer eigenwilligen Grabinschrift: „Hier ruht August Friedrich von SAEFE – Lieutenant in Churhannoverischen Diensten“. Im Sockel ist undeutlich nur noch das Geburtsjahr 1741und das Sterbejahr 1789 zu erkennen. - Im Meinberger Sterberegister sind leider keine weiteren Eintragungen zu finden.
Wie kommen die beiden adligen Offiziere nach Meinberg?
Pastor Pustkuchen, der 1758 sein Amt in Meinberg angetreten hatte, berichtet in seinen historischen Aufsätzen:
Die Wehen des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) sind auch bis in die stillen Gefilde Lippes gedrungen. Französische Truppen zogen raubend und plündernd umher. Die Stadt Horn wurde am 14. August 1761 hart belagert und bombardiret. Entsatz brachte die aus englischen, hannoverschen, braunschweigischen und preußischen Truppen aufgestellte alliierte Observationsarmee unter dem Oberbefehl des Herzogs Ferdinand von Braunschweig.
General Mylord Gramby bezog Quartier auf der Wehme zu Meyenberg (heute der „Alte Krug“, vorher Pfarrhaus ) und besetzte mit seinen Batterien die Anhöhe über dem Dorf Meinberg , wodurch die ängstliche Belagerung der Stadt Horn aufgehoben wurde. Diese Batterien haben dann dem Berge auch den Namen „Schanzenberg“ gegeben
.“
Die bei dem Rückzug ums Leben gekommenen Franzosen begrub man bei Vahlhausen auf einem Landstück, das heute noch die Flurbezeichnung „Franzosenbusch“ trägt.
Hat es den beiden an den Kampfhandlungen beteiligten Offizieren aus Braunschweig und Hannover in den stillen Gefilden Lippes so gut gefallen, dass sie hier in Meinberg, - seit 1767 aufstrebender Kurort, - ansässig geworden sind? Oder waren es Einheimische, die nur in den Diensten der fremden Landesherren gestanden hatten und so hier in Meinberg eine Grabstätte gefunden haben?

 

Grabstein Eheleute Röwe

Aber nicht nur großen Persönlichkeiten wurden markante Grabdenkmale gesetzt, auch einfachen Bürgern. Einen Grabstein von besonderer Gestaltung haben 1865 die Eheleute Röwe, Meinberg Nr. 15, ihrem Sohn gesetzt, der nur dreißig Jahre alt geworden ist. Unter dem Namen des Verstorbenen mit Geburts- und Sterbedatum eine weitere Inschrift:
Meine Lieben laßt das Klagen über meinen frühen Tod. Einst werdet ihr im Himmel sagen: Dank o Dank sei dir mein Gott.“

 

Grabstelle Roxin

Erstaunlich auch, was für ein steinernes Kunstwerk der Gastwirt Roxin seiner Ehefrau hat setzen lassen, mit der er nur acht Jahre verheiratet gewesen war. Sie verstarb 1889 im Alter von 40 Jahren.
Vielleicht gelingt es, das umgestürzte Denkmal wieder zu restaurieren und der Nachwelt zu erhalten. Die zwei Säulen sind noch vorhanden.

 

Grabstelle Roxin (Torso)

Jede Zeit hat ihre eigenen Grabsteine hervorgebracht . Auch wenn Grabsteine dieser Art unsere heutige Friedhofsordnungen nicht mehr zulassen, so finden sich auch heute Grabsteine, die zu unserer Zeit passen. Gehen Sie auf unserem Friedhof einmal auf Entdeckungsreise, so manches Kunstwerk ist auch hier zu finden.

Georg Stritzke